Orchestercode: 2 S, A, T, Bar, B - 2/1/2/1,KFag - 2/1, Basstrp/1/1 - 3 Perc, Hf, Pno - 2/0/2/2/2
Solo: Sopran (2), Alt (1), Tenor (1), Bariton (1), Bass (1)
Flöte (2), Oboe (1), Klarinette (2), Fagott (1), Kontrafagott (1), Horn (2), Trompete (1), Basstrompete (1), Posaune (1), Tuba (1), Perkussion (3), Harfe (1), Klavier (2), Violine (2), Viola (2), Violoncello (2), Kontrabass (2)
Rollen
Wilhelm II, Kaiser von Deutschland und König von Preußen, Mehrer des Reiches und Majestät (Bariton-Buffo)
Hugestines, ein reicher Mann, aber Scheusal (Bass-Buffo)
Adolphine Plückerjahn, Excellenz, eine gnädige Frau von Hannover (sehr tiefer Alt)
Adelkurt, ihr Herr Nefföh (Tenor)
Vevchen, Magd, bei ihr in Diensten (Sopran)
Der Engel Hesekiel (Koloratursopran)
Bezugsquelle: Schott Music
Beschreibung
"Genoveva, genannt Vevchen, wird von ihrer Dienstherrin Frau Adolphine Plückerjahn aus dem Haus gejagt, da diese Vevchens Liebesbeziehung zu ihrem Neffen Adelkurt missbilligt. Am Grab ihrer Mutter verlobt sich Vevchen heimlich mit Adelkurt und reist nach Berlin ab. Im Berliner Tiergarten wird sie beinahe ein Opfer des Frauenmörders Hugestines, aber der Engel Hesekiel rettet sie auf wundersame Weise und verwandelt sie in eine weiße Hirschkuh. Mittlerweile hat Adelkurt sein Millionenerbe verspielt; er ermordet seine Tante Adolphine und kauft von dem bei ihr erbeuteten Geld eine Fahrkarte nach Berlin. Inzwischen hat Kaiser Wilhelm II. bei einer nächtlichen Jagd im Tiergarten beinahe die weiße Hirschkuh erlegt, verwandelt sie jedoch noch rechtzeitig mit Hilfe des Engels in ihre menschliche Gestalt zurück und verspricht ihr eine Rente. Adelkurt wird herbeigezaubert, vom Kaiser begnadigt und zum Grafen erhoben. Der Kaiser bestätigt die Ehe von Vevchen und Adelkurt – unter der Bedingung, dass Vevchen der Armee des Kaisers sieben gesunde Knaben gebären soll.
Der achtzehnjährige Detlev Müller-Siemens wurde von seinem Lehrer György Ligeti auf das „wirklich große Drama“ – so nennt es Julie Schrader selbst – der wilhelminischen Dichterin aufmerksam gemacht. Julie Schrader (1881-1939), heute nur noch Spezialisten der wilhelminischen Literaturepoche bekannt, war angeblich eine der meistgelesenen Schriftstellerinnen der Kaiserzeit, jedoch scheint ein Großteil der ihr zugeschriebenen Werke aus der Feder ihres Großneffen Bernd W. Wesseling zu stammen. Am Text der „Hirschkuh“ reizte Müller-Siemens die Gleichzeitigkeit ironischer Doppelbödigkeit und ungebrochener Naivität. Seine Musik scheint oft wie gegen den Text komponiert; sie bricht die naiv-optimistische Fassade der Dichtung auf und entlarvt die Personen als gespaltene, puppenhafte Charaktere, zerrissen zwischen kindlicher Einfachheit und abgründiger Charakterlosigkeit. Vor allem den drei Hauptrollen verleiht Müller-Siemens individuelles musikalisches Profil: Adolphine Plückerjahn singt in manierierten, gestelzt-pompös wirkenden Kantilenen, Adelkurt wird durch leere, ornamenthafte Floskeln charakterisiert und Vevchens Naivität drückt sich in einem kindhaft schlichten, melodiösen Gesang aus."
Werkbeschreibung, Schott Music, abgerufen am 12.08.2022 [https://www.schott-music.com/de/genoveva-oder-die-weisse-hirschkuh-no154331.html]
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 12. 8. 2022): Müller-Siemens Detlev . Genoveva oder Die weiße Hirschkuh. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/206157 (Abrufdatum: 24. 12. 2024).